Der allgemeine Ablauf einer islamischen Bestattung
Der Ablauf einer muslimischen Bestattung unterliegt einigen festen Ritualen und Bräuchen. Sie sind bereits seit Jahrhunderten so überliefert und auch bei uns in Deutschland üblich. Es gibt dafür Bestattungsunternehmen, die sich auf islamische Beerdigungen spezialisiert haben.
Die Totenwaschung
Der Leichnam wird nach seinem Tod gewaschen und gereinigt. Die Waschung - auch Ghusl genannt - kann zu Hause, im Krankenhaus oder auch im Seniorenheim durchgeführt werden.
Mittlerweile gibt es auch Räumlichkeiten auf dem Friedhof, die für die Waschung vorgesehen sind. Die Männer werden von männlichen Angehörigen oder dem Imam und die Frauen von weiblichen Angehörigen gewaschen.
Die Reinigung darf nur von einem volljährigen Muslim vorgenommen werden. Zudem bestimmt eine Rangliste, wer den Toten waschen darf:
Die vom Verstorbenen gewünschte Person,
danach die Eltern,
gefolgt von den Großeltern.
Auch dem Ehepartner ist es gestattet, die Waschung durchzuführen, trotz des anderen Geschlechtes.
Diese Sitte kann auch von einem islamischen Bestattungsunternehmen durchgeführt werden.
Die Religion besagt, dass die Reinigung dreimal vollzogen werden muss. Das Wasser, welches man zum Reinigen verwendet, wird mit Moschus, einem Duftstoff, Kampfer oder Rosenwasser vermischt.
Zur Waschung wird dem Verstorbenen die Kleidung abgenommen und seine Füße werden Richtung Mekka ausgerichtet. Ist die Waschung beendet, wird das Totengebet gesprochen.
Das Einhüllen in Leinentücher
Der Verstorbene wird nach der Reinigung in ein weißes Leinentuch eingehüllt, welches oberhalb des Kopfes und unterhalb der Füße mit einem gleichfarbigen Band zusammengebunden wird. Hierdurch ist nur noch die Silhouette des Verstorbenen zu erkennen. Dieser Gebrauch im Islam soll deutlich machen, dass alle Menschen vor Allah gleich sind. Wichtig zu wissen: die Anzahl der Tücher unterscheidet sich:
- Ein Mann wird in drei Tücher gewickelt.
- Eine Frau wird in fünf Tücher gewickelt.
- Ein Kind wird in nur ein Tuch gewickelt.
Das Totengebet
Das islamische Totengebet wird nach der Waschung und kurz vor der Beisetzung gesprochen, direkt am Grab oder in einer nahegelegenen Moschee. Der Verstorbene wird offen auf einer Liege oder Bahre aufgebettet und auch hier in Richtung Mekka ausgerichtet.
Anschließend stellen sich die Trauergäste und der Imam hintereinander auf. Der Imam steht genau vor dem Verstorbenen - auf Kopfhöhe. Hinter ihm ordnet sich die Trauergemeinde in mehreren Reihen an. In dieser Anordnung wird gemeinsam das Totengebet gesprochen.
Das Totengebet besteht aus mehreren Bestandteilen. Zum einen aus der Eröffnung, den Friedens- und Segenswünschen auf die Propheten Mohammed und Abraham, sowie zu guter Letzt den Bittgebeten an den Toten.
Die islamische Beerdigung
Die Beerdigung des Verstorbenen muss laut Islam noch am selben Tag, an dem der Tod eingetreten ist, durchgeführt werden. War der Todeszeitpunkt am Abend oder in der Nacht, muss die Beerdigung am Folgetag stattfinden.
Am Tag der Beerdigung wird der Tote zunächst von seinen Sünden freigesprochen.
Der Imam läuft im Anschluss voraus in Richtung des Grabes. Der Sarg oder der eingehüllte Leichnam wird von Männern, die dem Imam folgen, auf einer Bahre an das Grab getragen. Auf dem Weg zur Grabstelle wird das Glaubensbekenntnis immer wieder von der Trauergemeinde aufgesagt.
Am Grab hält der Imam eine Ansprache und trägt einige Koranverse vor. Anschließend wird der Verstorbene in Richtung Mekka in das Grab gelegt. Im islamistischen Glauben ist nur die Erdbestattung erlaubt. Üblicherweise wird eine Beisetzung ohne Sarg durchgeführt. Es werden ausschließlich die Leinentücher verwendet.
Ist eine islamische Bestattung in Deutschland erlaubt?
Noch vor einigen Jahrzehnten waren islamische Beerdigungen in Deutschland nicht üblich. Verstorbene wurden meist in ihr Heimatland überführt, um dort eine muslimische Bestattung zu erfahren.
Inzwischen gibt es islamische Begräbnisse jedoch auch in Deutschland. Allerdings besteht in Deutschland eine Sargpflicht. Ein Begräbnis nur im Leichentuch ist nicht zulässig.
Muslimische Friedhöfe in Deutschland
Immer mehr muslimische Friedhöfe siedeln sich in deutschen Städten an, vor allem in Großstädten. Die ewige Ruhe kann den Verstorbenen in Deutschland jedoch nicht gewährleistet werden.
In Deutschland besitzt jedes Grab eine Ruhefrist, die zwischen 20 und 30 Jahren liegt. Anschließend wird das Grab umgebettet. Anders als im islamischen Glauben, wo keine Ruhefristen bestehen und der Tote für immer in der Grabstätte verbleibt.
Das Grab an sich wird weniger verziert und dekoriert. Im Allgemeinen sind muslimische Friedhöfe sehr schlicht, da sie auf den Totenkult verzichten.
Häufige Fragen zur islamischen Bestattung
Wir möchten an der Stelle noch auf einige besonders häufig gestellte Fragen zur islamischen Bestattung eingehen.
Werden bei einer islamischen Beerdigung Blumen an die Grabstelle gelegt?
Blumen sind zwar nicht ausdrücklich verboten, bei islamischen Beerdigungen jedoch nicht üblich. Bestattung und Grabstätte sind hier sehr schlicht gehalten. Blumenschmuck ist nicht üblich.
Wie teuer ist eine islamische Bestattung?
Die Kosten für eine islamische Bestattung sind vergleichbar mit denen für eine christliche Beerdigung. Ein Unterschied besteht jedoch in den Folgekosten. Da islamische Grabstätten länger bestehen - den Toten wird die ewige Ruhe eingeräumt - fallen entsprechend auch länger Gebühren für das Grab an.
Fazit
Islamische Beerdigungen sind sehr spirituelle, schlichte Ereignisse, bei denen ein großer Fokus darauf gelegt wird, dass im Tod alle Menschen gleich sind. Prunkvolle Särge oder mit Blumen überladene Gräber sind hier nicht üblich.