Wie läuft eine russische Beerdigung ab?
Zwei Tage vor der Bestattung ist es den Familienmitgliedern gestattet, den Verstorbenen noch einmal zu besuchen. Die orthodoxe Bestattung ist fast immer in folgende Phasen eingeteilt:
- Die heilige Messe
- Verabschiedung
- Grabbegleitung
Die Verabschiedung erfolgt am offenen Sarg, was in Deutschland aufgrund von Gesetzesvorschriften nur in Ausnahmefällen möglich ist.
Nur Priestern ist die Ausnahme gestattet, sie können ihre Gebete am offenen Sarg durchführen. Der Vorgang kann dann entweder in der Aussegnungshalle oder in der Aufbewahrungskammer vonstattengehen. Nach den Gebeten wird der Sarg verschlossen.
Ein weiteres Ritual der russisch-orthodoxen Kirche ist es, ein Papierband auf die Stirn des Toten zu legen. Auf diesem Band ist ein Gebet niedergeschrieben, in welchem Gott dreimal gelobt wird und der Verstorbene um Erbarmen bittet. „Heiliger Gott – Heiliger Starker – Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich!“
Die Angehörigen können dem Verstorbenen im Anschluss einen Kuss auf das Papierband geben, um sich zu verabschieden. Außerdem legen die Hinterbliebenen dem Verstorbenen eine Figur in die Hand, welche das Abbild von Gott, der heiligen Mutter Gottes oder des Namenspatrons trägt. Das Totentuch, in welches der Leichnam eingewickelt wird, stammt ebenfalls von den engsten Familienmitgliedern.
Besitzen die Familienmitglieder keine dieser Gegenstände, werden sie von der Kirche oder dem Priester zur Verfügung gestellt. Während der kompletten Trauerfeier brennen kleine Kerzen. Diese Kerzen werden von den Angehörigen in der linken Hand gehalten. Außerdem wird der Sarg nach der Zeremonie von jeder Seite: hinten, vorne, links, rechts, oben und unten, mit Weihrauch beräuchert.
Für diesen Vorgang wird viel Platz benötigt. Außerdem ist während der russisch-orthodoxen Bestattung lediglich der Chorgesang als musikalischer Begleiter erlaubt. Andere Musikinstrumente sind nicht vorgesehen.
Die letzte Phase der russisch-orthodoxen Bestattung ist die Grabbegleitung, welche mit Chorgesang umrahmt wird. Hierbei zieht die komplette Trauergemeinde zum offenen Grab. Anschließend wird der Sarg in die Erde niedergelassen. Der Verstorbene wird zudem in Richtung Osten beerdigt.
Als Zeichen des letzten Abendmahles gießt der Priester Wein in Form eines Kreuzes über den Sarg. Als Symbol der Auferstehung nach dem Tod wird anschließend das Brot geteilt. Im Anschluss werden nun auch Abschieds- und Trauerreden vollzogen.
Nach der Beerdigung folgt der Trauerschmaus, bei dem das Beileid und die Anteilnahme an die Hinterbliebenen ausgedrückt wird. In den nachfolgenden Wochen finden in einer genauen zeitlichen Abfolge weitere Andachten am Grab des Verstorbenen statt.